Rückblick auf den Gold- und Silber-Markt im ersten Halbjahr
Marktkommentar vom 12.07.2016
Mittlerweile wird vielen Anlegern bewusst, dass es in einer von Überschuldung gekennzeichneten Welt keine steigenden Zinsen mehr geben kann. Im Gegenteil müssen die Zinsen zeitgleich zum immensen Schuldenanstieg immer weiter sinken, um die kumulierte Schuldenlast erträglich zu halten. Andernfalls droht vielen Staaten und den meisten Banken der sofortige Bankrott. |
Schauen wir uns zunächst die Preisentwicklung in den vergangenen beiden Jahren an – in diesem Zeitraum ist das Gedächtnis noch am frischesten. Seit Dezember 2015 sind die Leitzinsen in den USA immerhin bereits drei Mal erhöht worden, wenn auch nur in homöopathischen Dosen von je 0,25% – ausgehend von der Nulllinie, wo die Zinsen seit Ende 2008 verharrten.
Dennoch muss es in nicht allzu ferner Zukunft zu einer Zäsur kommen, in Folge derer die Schulden massiv abgebaut oder gestrichen werden, damit die Wirtschaft – befreit von der Last der Schulden – wieder wachsen und gedeihen kann.
Auf Grund der Höhe der Schulden ist das Szenario eines globalen Schuldenerlasses auf privater und staatlicher Ebene das Wahrscheinlichste – zu Lasten der Gläubiger (Lebensversicherer, Privatanleger, Pensionskassen, Zentralbanken, etc.).
Historisch belegt schützen Sie Ihr Vermögen sowie das Vermögen Ihrer Investoren in dieser unsicheren Situation durch den Kauf von physischem Gold und Silber, da diese niemals Bankrott gehen können und seit Jahrtausenden einen stabilen Wert darstellen, der weltweit jederzeit akzeptiert wird.
Bis zum Tag der globalen Entschuldung werden die Politiker in den Regierungen und bei den Zentralbanken weiterhin alles unternehmen, um das Banken- und Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten. Die hierfür notwendigen Maßnahmen nehmen jedoch immer utopischere Dimensionen an und liegen v.a. im beschleunigten Gelddrucken sowie in immer weiter sinkenden Negativzinsen.
Beides wird von immer mehr Marktteilnehmern als das entlarvt, was es ist: Verzweifelte Symptom-Behandlung eines unheilbaren Patienten namens „ungedecktes Geldsystem“! Das schwindende Vertrauen in die Protagonisten wie auch die immer stärker sichtbaren Nebenwirkungen der Therapie erhöhen die globale Nachfrage nach Gold und Silber sowie deren Werterhaltungsfunktion immer weiter.
Edelmetalle: Jahresauftakt nach Maß
Bereits zum Jahresauftakt haben die Edelmetalle Gold und Silber ihre Funktion als sichere Investment-Häfen beeindruckend unter Beweis gestellt. So ruhig wie das Jahr 2015 noch ausklang, so turbulent begann das neue Jahr. Ausgelöst wurden die Turbulenzen an den Aktien- und Devisenmärkten weltweit von der ersten Zinserhöhung der US-Notenbank Federal Reserve Bank (Fed) seit fast einer Dekade im Dezember 2015. Daraufhin kam das sensible weltweite Gleichgewicht an den Kredit- und Devisenmärkten ins Wanken und löste in China beinahe einen Aktien- und Banken-Crash aus.
Der Grund für diese hohe Zinssensibilität der Märkte sind die international engen Verflechtungen an den Kreditmärkten und die extrem hohen Schuldenstände. So haben z.B. viele chinesische Unternehmen und Banken in den letzten Jahren, als die Zinsen extrem niedrig waren, Schulden in US-Dollar aufgenommen. Als nun die US-Notenbank begann, die Zinsen anzuheben, wertete der US-Dollar gegenüber den meisten Währungen, massiv auf – so auch gegenüber dem chinesischen Yuan. Damit erhöhten sich nominal die Schulden der Kreditnehmer in US-Dollar schlagartig.
Mittlerweile hat die Präsidentin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, die Zinserhöhung selbst als Fehleinschätzung klassifiziert und versprach bereits auf dem G20-Gipfel im Februar in Shanghai keine weiteren Zinssteigerungen mehr vorzunehmen.
In der Folge der durch die Zinsanhebung ausgelösten Turbulenzen konnten Gold und Silber als sichere Häfen stark ansteigen, erst recht, seitdem immer deutlicher wird, dass die vermeintliche Zinswende in den USA bereits nach einem einzigen kleinen Zinsschritt schon wieder beendet ist. Da Gold und Silber bekanntlich keine Zinserträge bieten, stellt der absehbare Verzicht auf weitere Zinsanhebungen für viele vermögende Investoren ein sehr wichtiges Kaufsignal dar.
Die sehr positive Wertentwicklung des Goldpreises in Euro gerechnet geht damit bereits ins dritte Jahr. Im ersten Semester des Jahres 2016 konnte der Goldpreis um 210 Euro pro Unze bzw. 21,6% aufwerten.
Der mittelfristige aufwärtsgerichtete Preistrend ist damit voll in Takt und mit dem zu erwartenden Überschreiten der Höchststände aus dem Jahr 2012 setzt der Goldpreis seine säkulare Hausse seit Beginn des Millenniums wieder fort.
Noch dynamischer konnte der Silberpreis in das neue Jahr starten. Das weiße Edelmetall, das auf Grund seines enormen Preispotenzials von vielen Marktkennern als das „Bessere Gold“ bezeichnet wird, bescherte den Investoren im ersten Halbjahr diesen Jahres einen Zugewinn von 4,30 Euro pro Unze bzw. +33,9%.
Obwohl die zwischenzeitliche Silber-Preiskorrektur, sowohl hinsichtlich zeitlicher Ausdehnung als auch bezüglich ihrer Amplitude, deutlich stärker ausfiel als bei Gold, sieht das Preisverlaufsbild nun wieder sehr konstruktiv aus und zeigt – analog zum Goldmarkt – eine dynamische Wiederaufnahme der langfristigen Aufwärtsbewegung an.
Nachdem sich die Aufregung um die Marktturbulenzen zum Jahresauftakt an den Märkten etwas gelegt hatte, beherrschte ab Mai das Thema „Brexit“, also das Referendum über den Austritt Großbritanniens aus der EU, die Schlagzeilen und das Kursgeschehen an den Börsen weltweit.
Als deutliches Symptom der allgemeinen Unzufriedenheit mit dem bürokratischen und von vielen Bürgern als undemokratisch empfundenen Konstrukt der Europäischen Union in ihrer gegenwärtigen Form, wurde bedingt durch den immer stärkeren Zentralismus sowie auch die seit dem vergangenen Jahr eskalierende Flüchtlingskrise das zuvor sicher geglaubte Votum zum Verbleib Großbritanniens in der Gemeinschaft zuletzt immer unsicherer. Entsprechend nervös waren die Märkte im Vorfeld des Referendums. Gold und Silber konnten hingegen auch in diesem Umfeld reüssieren.
Als dann feststand, dass das Vereinigte Königreich tatsächlich auf Wunsch einer demokratischen Mehrheit die Europäische Union verlassen wird, brach die Gemeinschaftswährung Euro sofort ein und die Notierungen der heimlichen Weltleitwährungen Gold und Silber gingen förmlich durch die Decke – besonders stark gegenüber dem Britischen Pfund:
Noch ein weiteres Ereignis historischer Tragweite trug zu einer sehr erfreulichen Wertentwicklung von Gold und Silber im ersten Halbjahr 2016 bei: Zum ersten Mal seit Datenaufzeichnung im Jahr 1870 stellten die Rentenhändler eine Negativrendite für die bedeutendste europäische Staatsanleihe fest. Die zehnjährigen sogenannten „Bunds“, also deutsche Staatsanleihen, rentierten am 14. Juni 2016 erstmals negativ mit -0,02%.
Ursache dieser Kapitalmarkt-Perversion ist vor allem das Einwirken der Europäischen Zentralbank (EZB) auf das Marktgeschehen. Die EZB kauft seit Anfang 2015 im Umfang von mittlerweile 80 Milliarden Euro pro Monat am Markt Wertpapiere auf – allen voran Staatsanleihen – um einige Staaten der Europäischen Union vor dem Bankrott zu bewahren und den Zusammenbruch der EU als Ganzes zu verhindern.
Dabei werden derzeit paritätisch zu den Kapitalanteilen der jeweiligen Länder an der EZB auch Staatsanleihen des jeweiligen EU-Landes erworben. Da Deutschland einer der größten Anteilseigner der EZB ist, werden relativ viele Bundesanleihen erworben. Da Deutschland auf der anderen Seite mangels Neuverschuldung kaum noch Staatsanleihen emittiert, werden die Anleihen des Bundes nun knapp und die Renditen sind nahezu durchweg negativ.
Für Gold und Silber bedeutet diese historisch einmalige Situation, dass die unverzinsten Metalle gar einen nominalen Zinsvorteil gegenüber Staatsanleihen – selbst bei langen Laufzeiten – bieten. Dies ist nicht nur menschheitsgeschichtlich einmalig, sondern auch ein extrem positives Bilderbuchumfeld. Dies dürfte die Nachfrage nach den Metallen weiter ansteigen lassen, zumal die Renditen aktuell noch weiter fallen und die Ausdehnung der größten Blase der Geschichte an den Anleihemärkten sogar noch erweitert. Aktuell beträgt die Negativverzinsung zehnjähriger deutscher Staatsanleihen bereits -0,18%.
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