Währungen und ihre Geschichte – Das Scheitern historischer Systeme
Zwar stellt die Gründung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) einen Meilenstein in der ökonomischen Entwicklung von Europa dar, doch gab es in den letzten 300 Jahren schon vielfach Versuche, aus autarken Staaten einen stabilen Währungsraum zu gründen. Die Instabilität von Währungsräumen ist vor allem durch divegierende Interessen der Mitglieder geprägt, die häufig in Austrittsbemühungen der Mitgliedsstaaten resultieren. Vier historische Beispiele sollen im Folgenden die Hürden eines gemeinsamen Währungssystems verdeutlichen.
„Eigentlich ist es gut, dass die Menschen der Nation unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“
Henry Ford (1863-1947)
Warum ein gemeinsames Geldsystem zum Zerfall einer Währungsunion führt
Bereits zwischen dem 23. Dezember 1865 und dem 31. Dezember 1926 schlossen sich Frankreich, Belgien, die Schweiz, Italien und später auch Griechenland zur Lateinischen Münzunion zusammen. Dabei übernahm Frankreich, mit dem Ziel das französische Münzsystem zu verbreiten, die Führungsrolle in der Union. Zwischen den Mitgliedsstaaten bestanden wichtige Import- und Exportbeziehungen. Der Schritt hin zu einer anerkannten Münzunion wurde bereits durch die frühe Übernahme des französischen Münzsystems durch Belgien, die Schweiz und Italien vereinfacht, was eine grenzüberschreitende Zirkulation der Geldstücke zur Folge hatte. Das Münzsystem der Lateinischen Münzunion beruhte auf den zwei Edelmetallen Gold und Silber. Um eine Parität zwischen allen beteiligten Ländern herzustellen, durften alle geprägten Geldstücke im gesamten Gebiet der Union frei zirkulieren.
Das Scheitern der Lateinischen Münzunion
Eine Änderung des Wertverhältnisses zwischen Gold und Silber am Ende des 19. Jahrhunderts führte schließlich dazu, dass das nun wertvollere Gold gehortet wurde, während das an Wert verlierende Silber lediglich zur Begleichung von Schuldzahlungen herangezogen wurde. Dieses Phänomen war mit enormen Wertverlusten verbunden und resultierte 1878 in der Abschaffung der Silberprägung. Eine ungleiche Verteilung der Prägeanteile führte zu einer wachsenden Unzufriedenheit der Mitgliedsstaaten.
Auf die im Laufe der Zeit immer stärker divergierenden Interessen, während des Ersten Weltkriegs, folgte 1925 letztendlich der Austritt Belgiens aus der Lateinischen Münzunion, woraufhin diese am 31. Dezember 1926 schließlich vollständig aufgelöst wurde.
Die Skandinavische Münz-/Währungsunion zerfällt
Im Jahr 1872 gründeten Schweden und Dänemark die Skandinavische Münz-/Währungsunion, die auf einem Münz- und Banknotensystem der Länder basierte, das bereits vor der Gründung ähnlich Bestand hatte. Norwegen trat 1877 bei. Der Unterschied zur Lateinischen Münzunion bestand vor allem in den wenig ausgeprägten Handelsbeziehungen zwischen den Mitgliedern. Grundlage des Münzsystems der nordischen Staaten war das Edelmetall Gold, wobei die Menge der geprägten Münzen durch die Staaten bestimmt wurde. Ein Clearingabkommen aus dem Jahr 1885 regelte den Überweisungsverkehr und gewährte unverzinsliche 3-Monatskredite zwischen den Zentralbanken der Union. Darüber hinaus entwickelte sich die Münzunion im Jahr 1901, durch die Akzeptanz von Banknoten aus dem Unionsausland zu deren Nennwert, zu einer Währungsunion. Aufgrund des Exportaufschwungs vor dem Ersten Weltkrieg lag die Emissionsmenge der Banknoten durch Dänemark und Norwegen im Vergleich zu Schweden deutlich höher.
Um dem starken Zufluss dänischer und norwegischer Banknoten nach Schweden entgegenzuwirken, wurde ein Abschlag auf dänische und norwegische Geldscheine berechnet, wodurch die Währungsunion sich erneut zu einer reinen Münzunion zurückentwickelte. Der Erste Weltkrieg galt schließlich als Auslöser für die Fokussierung auf die eigenen nationalen Interessen, worauf 1916 eine Goldblockade durch Schweden errichtet wurde, gefolgt von einem Exportverbot für Münzen im Jahr 1921. Als Folge der Überführung der Münzen in Staatseigentum wurde die Skandinavische Münz-/Währungsunion 1931 offiziell beendet.
Territoriale Zusammenschlüsse als Grundlage einer gemeinsamen Währungsunion
Die Kronenzone löst sich auf
Die Auflösung der Donaumonarchie hinterließ mit der österreichisch-ungarischen Krone eine gemeinsame Währung für die ehemaligen Territorien Österreich, Ungarn, die Tschechoslowakei, Teile Polens, Italien, Jugoslawien und Rumänien, die gegen Ende des Ersten Weltkriegs der Kronenzone angehörten. Die geldpolitische Entscheidungsmacht lag allein bei Österreich und Ungarn. Bereits im Jahr 1919 trat Jugoslawien aufgrund einer politischen Neuorientierung aus der Währungsunion aus, indem dort nur eigens abgestempelte Kronennoten als anerkanntes Zahlungsmittel fungierten. Die steigende Anzahl der jugoslawischen Banknoten kurbelte die Inflation der restlichen Unionsmitglieder an – ein regelrechter Ausscheidungswettlauf war die Folge. Aufgrund politscher Instabilitäten und einer wirtschaftlicher Notlage waren bereits bis 1920 alle Mitglieder aus der Wirtschaftsunion ausgetreten.
Die Rubelzone löst sich auf
Der Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 resultierte in der Rubelzone, einer Währungsunion zwischen 15 unabhängigen Republiken. Grundlage der Währung war der durch unkontrollierte Kreditvergabe stark inflationäre sowjetische Rubel. Einflussfaktoren für die immer weiter ansteigende Inflation war die kontinuierliche Herstellung von Buchgeld durch die nationalen Zentralbanken. Mit der Staatsbank in Moskau war Russland die einflussreichste Macht in der Union, wodurch die politischen Beziehungen zu den anderen Mitgliedsstaaten ausschlaggebend für deren Versorgung mit Bargeld waren – eine ungleiche Geldverteilung innerhalb des Währungsraumes entstand. Der Wunsch nach politischer und geldpolitscher Unabhängigkeit führte im Jahr 1992 zum Austritt der Länder Estland, Lettland, Litauen und der Ukraine. Als Konsequenz stieg die Anzahl des im Umlauf befindlichen Geldes in den übrigen Staaten an, sodass die Gefahr einer starken Inflation zunehmend anstieg. Erneut begann ein buchstäblicher Austrittswettkampf, worauf 1993 sechs weitere Länder – darunter Russland – die Währungsunion verließen.
„Eine stabile Währung ist und bleibt die entscheidende Grundlage für die Zukunft unseres Landes.“
Helmut Kohl
Zum Scheitern verurteilt? Prognose für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
Grundsätzlich wird deutlich, dass die Mitgliedsstaaten der unterschiedlichen historischen Währungsunionen durchaus Gemeinsamkeiten aufweisen. Sowohl abweichende politische und finanzwirtschaftliche Interessen, als auch das Streben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit können für das Scheitern einer Währungsunion verantwortlich sein. Neben den individuellen Interessen der einzelnen Unionsmitglieder spielen auch geografische, wirtschaftliche und politische Entwicklungen eine große Rolle.
Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion beschreibt die Vereinbarung zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, sich bezüglich wirtschafts- und währungspolitischer Rahmenbedingungen in einem dreistufigen Prozess enger aneinander zu binden. Formal gesehen zählen alle 28 EU-Länder zu den Mitgliedern. Davon akzeptieren insgesamt 19 Mitgliedsstaaten den Euro als gemeinsame Währung.
Folgende Austrittsgründe traten unabhängig vom Zeitraum und der geografischen Lage auf und werden nun in einer Prognose für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion gegenübergestellt.
Mögliche Gründe für einen Austritt aus der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
Aktuelle Situation in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
Die aktuellen Gegebenheiten des BREXIT – dem Votum für den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union – und die Missstände des Bankensystems verstärken die Angst vor einer Auflösung der Gemeinschaftswährung innerhalb der EU und mindern somit das Vertrauen in die Zentralbanken. Zudem verursachte das BREXIT-Votum starke Schwankungen der Aktienmärkte und zunehmend negative Entwicklungen von Renditen und Staatsanleihen. Erst in den nächsten Jahren wird sich zeigen, wie der Austritt Großbritanniens im Detail vonstattengeht und inwiefern dieser historische Volksentscheid als Positiv- oder Negativbeispiel herangezogen werden kann. Eines steht jedoch fest: Die Europäische Währungsunion kommt immer mehr ins Schwanken, denn zahlreiche weitere Mitgliedsstaaten fühlen sich durch den BREXIT animiert und diskutieren nun ebenfalls einen möglichen Austritt aus der gemeinsamen Währungsunion. Die Austrittswahrscheinlichkeit dieser Länder hängt letztendlich von der zukünftigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Eurozone ab. Die Parallelen zwischen den aktuellen Entwicklungen und dem gescheiterten Währungssystemen der Vergangenheit sind nicht zu verleugnen.
Die Entwertung unseres Geldes schreitet voran – die fragwürdige Politik der EZB in Sachen Anleihekäufe etc. trägt hierzu ihr übriges bei. Wir raten daher, sich schnellstmöglich vor der fortschreitenden Entwertung Ihres Geldes zu schützen und bieten Ihnen für den Schutz Ihres Vermögens unsere vier ausgezeichneten Edelmetallanlagekonzepte an: