Von der Tausch- zur Geldwirtschaft – Damals und heute

Geld, so wie wir es heute kennen, blickt auf eine umfassende Geschichte zurück.

Reist man mehrere tausend Jahre in der Weltgeschichte zurück wird deutlich, dass die Wurzeln unserer heutigen Geldsysteme in einer tauschlosen Wirtschaft liegen, die völlig ohne Münzen und Banknoten vonstattenging. In geschlossenen Hauswirtschaften stellten die Menschen die von ihnen benötigten Güter meist selbst her. Die Aufteilung der landwirtschaftlichen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten erfolgte zunehmend nach Geschlechtern, blieb aber dennoch in der Familie. Damit handelte es sich bei diesen Hauswirtschaften gleichzeitig um Produktions- als aber auch um Verbraucherstätten. Einen Güteraustausch gab es nicht, da alle Familien Selbstversorger waren und Einzelwirtschaften bildeten.

„Geld ist nichts. Aber viel Geld, das ist etwas anderes.“

George Bernard Shaw (1856-1950)

Die Entstehung der Naturaltauschwirtschaft

Eine Spezialisierung dieser Einzelwirtschaften auf die Produktion eines oder weniger Güter resultierte schließlich in der Entstehung der Naturaltauschwirtschaft. Der Überschuss der eigenen produzierten Güter wurde nach dem Prinzip „Ware gegen Ware“ mit anderen Einzelwirtschaften gegen diejenigen Waren eingetauscht, die zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse von Nöten waren. Man befand sich als Tauschhändler damit in der Situation des Coincidence of Wants (dt. Koinzidenz von Bedürfnissen) – also dem Prinzip zum Tauschen jemanden zu brauchen, der am gleichen Ort, zur gleichen Zeit genau das benötigt, was man produziert hat. Derjenige musste zur gleichen Zeit jedoch auch selbst etwas zum Tauschen haben, was für den Gegenüber zum Kauf interessant war. Betrachtet man diese Bedingungen genauer, wird schnell deutlich, dass dies einen Tausch also nur bedingt möglich machte, da ein solches Tauschsystem nur funktionieren konnte, wenn die zu tauschenden Güter in je gleichen Mengen angeboten und nachgefragt wurden.

Zwar löste diese Art der Wirtschaft eine Arbeitsteilung unter allen Beteiligten aus und damit eine Produktivitätssteigerung, da jeder das produzierte, was er am besten konnte, jedoch erwies sich die Wertmessung der jeweiligen Güter als eher schwierig, da es keinen einheitlichen Maßstab zur Bestimmung eines eindeutigen Wertes der Handelsgegenstände gab. Betrug und unfaire Tauschergebnisse waren die Folge, sodass sich der unmittelbare Tausch von Gütern letztendlich als nicht sehr vorteilhaft herausstellte.

Festlegung von Güterwerten – Der Weg zur Warengeldwirtschaft

Tauschgrafik Vieh gegen Werkzeug

Ausgehend von den Herausforderungen des direkten Tausches entstand eine Warengeldwirtschaft, bei dem ein allgemein anerkanntes Tauschgut, dem ein eindeutiger Wert zugeordnet wurde, die Grundlage bildete. Diese Phase kann als erste Stufe der Geldwirtschaft betrachtet werden. Der mittelbare Handel funktionierte durch den Tausch einer Ware gegen Geld, welches dann wiederum gegen ein neues Gut eingetauscht werden konnte. Zu dieser Zeit wurde zwischen Nutzgeld – wie z.B. Vieh, Muscheln, Tee oder Werkzeug – und Warengeld, welches schließlich eine erhöhte Produktion von Edelmetallen erforderte, unterschieden.

Münzgeldwirtschaft – Die Unabhängigkeit von der Coincidence of Wants

Um ein einheitliches Preisverhältnis garantieren zu können, war es schließlich notwendig, Geld in gleichgroße Mengen teilen zu können – die Münzgeldwirtschaft wurde geboren.

Bei diesen aus Edelmetallen gewonnenen, gleichgroßen Geldstücken handelte es sich entweder um

  • Kurantmünzen – Münzen deren Metallwert dem aufgeprägten Wert entsprach – d.h. deren Nominalwert durch das Metall, aus dem sie bestanden, nahezu vollständig gedeckt war.

oder um sogenannte

  • Scheidemünzen – Münzen deren Nennwert unter ihrem Metallwert lag – d.h. deren Nominalwert nicht durch den Metallwert gedeckt war. Hierdurch bestand die Möglichkeit, ebenso Güter geringeren Wertes mit Geld zu bezahlen.
Tauschgrafik Vieh gegen Gold gegen Vieh

Die Folge war, dass sich nun kein Tauschhändler mehr in der Position des Coincidence of Wants befand, da nun Waren gegen Geld bzw. Geld gegen Waren getauscht werden konnten. Mit der Herstellung von Münzen übernahm Geld also nun die Rolle des Vermittlers im Tausch zweier gleichwertiger Waren und ermöglichte so die Entstehung eines Preises, der je nach Aufwand der Erstellung am Wert der Güter festgemacht wurde. Die Voraussetzung für dieses neue System war demnach ein freier Markt, in dem Anbieter ohne institutionelle oder ökonomische Barrieren eintreten konnten.

Quittungen – Die erste Form der Papiergeldwährung

Um die Aufbewahrung des Geldes zu vereinfachen, konnte das Geld gegen eine Gebühr in einen Tresor gelegt werden  ähnlich dem heutigen Konto. Im Gegenzug wurde eine Quittung ausgestellt, die die Einlagerung des Geldes bescheinigte. Diese Quittungen besaßen natürlich keinen intrinsischen Wert sondern schöpften Ihren Wert daraus, dass die Menschen darauf vertrauten, dass sie gegen Vorlage dieser Quittung ihr Geld zurück erhielten. Im Zuge der Papiergeldwirtschaft bürgerte es sich schließlich ein, dass die Menschen mit diesen Quittungen bezahlten, da diese auf Grund des Vertrauens in deren Wert auch von anderen als Zahlungsmittel akzeptiert wurden.

Diese Quittungen stellten also die erste Form des Papiergeldes dar und sind somit als Vorreiter unserer heutigen Banknoten zu sehen.

Der wesentliche Unterschied zwischen heute und damals besteht jedoch darin, dass ursprünglich jede dieser Quittungen an materielle Vermögensgegenstände gebunden, also durch diese gedeckt, war. Und genau dies ist heute das Problem: Das im Umlauf befindliche Geld ist in keinster Weise durch einen Gegenwert gedeckt.

„Menschen machen falsches Geld, und das Geld macht falsche Menschen.“

Karl Farkas (1893-1971)

Buchgeld – Giralgeldwirtschaft ermöglicht bargeldlose Transaktionen

Heutzutage gewinnt das Buchgeld der Giralgeldwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Es existiert auf den Konten der Geldinstitute und ermöglicht bargeldlose Transaktionen – eine tatsächliche Bewegung des Geldes findet also nicht statt. Plastikgeld hingegen basiert auf im Zahlungsverkehr eingesetzten Karten, wie z.B. Bank- oder Geldkarten – bspw. Girocard, Mastercard, Visacard. Der zu zahlende Betrag wird auch hier ohne die Verwendung von Bargeld über ein entsprechendes Zahlungssystem abgerechnet.

Eine weitere neue Erscheinungsform stellt aktuell das digitale Geld dar, welches in elektronischer oder magnetischer Weise gespeichert wird und in Europa lediglich von Kreditinstituten, den sogenannten Electronic Monetary Institutions (ELMIS) vergeben werden darf.

Wieso unser heutiges Geld nicht mehr durch einen Gegenwert gedeckt ist und welche tiefgreifenden Folgen diese Entwicklung hat? Das erfahren Sie in unserem folgenden Beitrag: