Die Nachfragesituation für Gold
Traditionell kommt neben Schmuckherstellern und dem Sektor der Elektrotechnik auch der Zahnmedizin als Goldnachfrager eine wesentliche Bedeutung zu. Zudem steigt seit dem Jahr 2007 auch die Nachfrage von Privatanlegern, die vermehrt Goldmünzen, Goldbarren und ETFs nachfragen.
Wohlstandssteigerungen führen zu höherem Goldkonsum
Nach der Maslow’schen Bedürfnispyramide strebt der Mensch zunächst nach der Befriedigung der Grundbedürfnisse und entwickelt im nächsten Schritt Vorlieben für Luxus im weitesten Sinne. Mit fortschreitender finanzieller Unabhängigkeit und damit einhergehendem Wohlstand entdeckt der Konsument u. a. das Verlangen nach wertvollem Schmuck.
Vor allem wird die Nachfrage nach Gold aus dem Mittleren und Fernen Osten und auch aus Russland in den nächsten Jahren immer weiter steigen.
Private Goldnachfrage als nachhaltiges Investment
Rein von der Begrifflichkeit lässt sich der Goldkonsum in Form von Schmuck von der monetären Goldnachfrage, also den Goldkäufen als Investment, unterscheiden. Die tatsächlichen Grenzen lassen sich jedoch schwer ziehen. Da in Entwicklungsländern die Herstellungskosten für Schmuck kaum ins Gewicht fallen, spielt es keine große Rolle, ob alternativ zu Münzen und Barren der Kauf von Goldschmuck erfolgt. In der entwickelten Welt kommt diesem Faktor eine weitaus größere Bedeutung zu. Zwar hat die private Investmentnachfrage nach Gold auch im Rahmen der Einführung von Exchange Traded Funds (ETF) einen Anstieg als Konsequenz gehabt, doch besteht in diesem Zusammenhang noch ein enormes Aufholpotenzial.
Goldinvestments stellen nach der Schmucknachfrage den zweitgrößten Teil der Gesamtnachfrage nach Gold dar. Besonders die Nachfragesituation in Bezug auf physisches Gold, also in Form von Goldbarren und Goldmünzen, verzeichnet einen stetigen Anstieg. Auch auf den Märkten für Goldbarren und -münzen liegen neben Europa Indien und China erneut sehr weit vorne. Innerhalb von Europa bildet Deutschland den größten Einzelmarkt.
Während das Edelmetall als Investment durch aktive Meinungsmultiplikation Schritt für Schritt aus dem Bewusstsein westeuropäischer Investoren verdrängt wurde, sollte langfristig eine Rückbesinnung eintreten und sich die private Goldnachfrage mit fortlaufender Zeit verstärken. Besonders im Jahr 2016 verzeichnete die private Goldnachfrage in den ersten beiden Quartalen einen enormen Anstieg, was größtenteils auf die globale Unsicherheit sowie lockere Geldpolitik der Notenbanken zurückzuführen ist. Die Geldanlagen verlieren aufgrund von Niedrig- und Negativzinsen immer weiter an Wert, weswegen Gold als Investment erneut in den Vordergrund rückt.
So gefragt ist Goldschmuck
Vor allem China und Indien kurbeln die Goldnachfrage enorm an, da in diesen Ländern Gold für den Privatgebrauch bevorzugt als Zierde oder Statussymbol erworben wird. Indischer bzw. chinesischer Goldschmuck ist daher mit zwischen 22 und 24 Karat deutlich feiner als der aus westlichen Ländern. In Deutschland, Großbritannien und den USA ist Goldschmuck beispielsweise schon mit einer Feinheit zwischen acht und zehn Karat erhältlich.
Nachfrage des Technologiesektors nach Gold
Die Goldnachfrage des Technologiesektors fußt auf den drei Säulen Elektrotechnik, Zahnmedizin und sonstigen Industrien. Da Gold zunehmend durch günstigere Stoffe ersetzt wird, verzeichnet dieser Sektor eine rückläufige Goldnachfrage. Auch der Trend immer kleinerer und handlicherer Endgeräte auf Seiten der Verbraucher lässt den Goldbedarf des Technologiesektors schrumpfen.
Starke West-Ost-Verschiebung der Goldnachfrage bemerkbar
Seit 2013 ist eine starke Verschiebung der weltweite Goldnachfrage von West nach Ost zu beobachten. In 2015 war Russland gefolgt von China stärkster Einkäufer von Goldreserven weltweit. Aber auch die Zentralbanken in Kasachstan und dem Irak kauften weiter kräftig ein. Beide kauften 2014 rund 48 Tonnen Gold ein, wobei der Irak seine Reserven dadurch in nur einem Jahr verdreifachte.
Anhaltend starke Nachfrage aus Asien und Osteuropa
Gerade von dem asiatischen Wirtschaftraum mit seiner unbändigen Wachstumskraft und seiner sich formierenden konsumfreudigen Mittelschicht ist dieser Entwicklungsschritt zu erwarten. Indien ist dabei mit knapp 700 Tonnen jährlich bereits der größte Nachfrager im Schmucksektor, gefolgt von China mit aktuell ca. 200 Tonnen. Laut eines Berichts des World Gold Council wird die Mittelklasse in China innerhalb der nächsten Jahre von derzeit 300 Millionen auf rund 500 Millionen Menschen anwachsen. Deshalb wird dort massiv am Ausbau der Infrastruktur für den wachsenden Goldmarkt gearbeitet. Berücksichtigt man, dass der private Goldkauf in China erst in den vergangenen Jahren schrittweise zugelassen wurde, wirft dies ein neues Licht auf das Entwicklungspotenzial.
Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Papierwährungen ist in Entwicklungsländern generell eine ausgeprägte Nähe zum Edelmetall Gold festzustellen, da es Wertbeständigkeit und eine Schutzfunktion vor inflationären Entwicklungen bietet.
Russland als größter Goldankäufer am Markt
In 2014 kaufte die russische Zentralbank alleine mehr als ein Drittel (ca. 36 %) der in diesem Jahr getätigten Goldankaufsmenge aller Zentralbanken insgesamt. Zusammengerechnet fügte sie ihren Goldreserven ca. 173 Tonnen Gold hinzu. Schätzungsweise verfügt das Land im Juni 2017 über einen Goldbestand von mehr als 1.700 Tonnen.
Auch der Goldabbau aus Minen im eigenen Land ist dabei nicht zu vernachlässigen, der auch im Vergleich von Q1 2015 zu Q1 2016 wieder um 6,9 % gestiegen. Wie viel Gold genau aus den russischen Minen dabei jährlich den eigenen Goldreserven des Landes zugefügt wird, lässt sich schwer abschätzen. Jedoch steht fest, dass sich Russland mittlerweile als zweitgrößter Goldproduzent hinter China etabliert hat.
Quelle: World Gold Council „Gold Demand Trends“ 2017)
Zentralbanken und die Nachfrage nach Gold
Wie bereits im vorigen Abschnitt erwähnt wurde, sind öffentliche Meldungen über den Goldmarkt nicht selten negativ konnotiert. Unabhängig vom Informationsmedium dominieren Aussagen, welche eine objektive Meinungsbildung erschweren. In diesem Zusammenhang ist auf die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Goldmarkt einzugehen. Zwar haben Zentralbanken in der Vergangenheit durch Goldmarktinterventionen den US-Dollar gestützt, doch verlagert sich der Trend an dieser Stelle zusehends in die entgegengesetzte Richtung. In 2014 erreichte die Goldnachfrage der Zentralbanken mit über 580 Tonnen ein Rekordhoch. Jedoch lagen die im Jahr 2016 die Goldnachfrage der Zentralbanken nur noch bei knapp 390 Tonnen.
Nachfrageentwicklung für Gold im Jahr 2016
Die Gesamtnachfrage nach physischem Gold sank im Vergleich von 2015 zu 2016 von 4.184 t auf nunmehr 4.083 t und war damit das dritte Jahr in Folge rückläufig. Haupttreiber dieses Rückgangs war die deutlich schwächere Schmuckherstellung, die um 21 % auf 1.891 t fiel, was dem niedrigsten Level seit 2009 entspricht. Auch weitere goldverarbeitende Bereiche wie bspw. die industrielle Verarbeitung (- 3,2%) waren rückläufig. Zurückzuführen ist dies u.a. auf die Verarbeitung deutlich günstigerer Metalle, mit denen Gold substituiert werden kann.
Die offiziellen Notenbankkäufe sanken auf 257 t, während es im Vorjahr (2015) noch 436 t waren. Es ist davon auszugehen, dass nicht offiziell ausgewiesene Verkäufe der westlichen Notenbanken einen noch stärkeren Anstieg des Goldpreises im zweiten und dritten Quartal 2016 verhinderten.