Physischer Edelmetallmarkt versus Papiermarkt – Sinkende Einflussmöglichkeiten auf die Preisbildung

Vergleicht man die physische Jahresproduktion der Edelmetalle Gold und Silber mit den jeweiligen Handelsvolumina an den wichtigsten Edelmetallbörsen, der New York Commodity Exchange (COMEX) sowie der „London Bullion Market Association“ (LBMA), dann stellt man eine starke Abweichung zwischen dem an den Börsen gehandelten Volumen und dem tatsächlichen Produktionsvolumen fest. So verzeichnet das The Silver Institute für das Jahr 2013 alleine an der COMEX ein Handelsvolumen von 173,9 Mio. Troy-Unzen.

(Quelle: The Silver Institute, Silver Investment Demand, Stand: Oktober 2014)

Der Gold-Papiermarkt

Wie bereits geschildert, herrscht sowohl auf dem Gold- als auch auf dem Silbermarkt ein strukturelles Angebotsdefizit. Im Gegenzug impliziert das im Verhältnis überdimensionale Umsatzvolumen an den Rohstoffbörsen ein mehr als ausreichendes Angebot. Dieses Angebot resultiert ausschließlich aus Papierkontrakten am Future-Markt. Daher lässt sich der Gold- und Silbermarkt in einen physisch-reellen Markt und einen Papiermarkt aufspalten.

Das überdimensionierte Ausmaß des Börsenhandelsvolumens lässt sich dadurch erklären, dass die jeweiligen Gold– und Silberreserven in den Lagerhäusern der Edelmetallbörsen mehrfach mit Kontrakten belegt werden. Daher stellt der Papiermarkt für Edelmetalle ein Vehikel dar, das es erlaubt, die Gold- und Silberpreisbildung durch die Ausübung von Leerverkäufen zu beeinflussen bzw. einen angebotsdefizitbedingten Anstieg des Gold- und Silberpreises zu verhindern.

Da die weltweiten noch förderbaren Ressourcen an Gold und Silber stetig abnehmen, kann das Ungleichgewicht von physischem Angebot und physischer Nachfrage nicht auf Dauer bei dem aktuellen Preis bestehen bleiben. Mit einem zunehmenden Angebotsdefizit werden auch die Möglichkeiten der Preisbeeinflussung über den Papiermarkt schwinden.

Gold- und Silberproduktion vs. Derivatehandel